Auf unserem letzten Törn, Mitte Oktober 2017 hatten wir einen Ausflug nach Dalian eingeplant. Man verliert zwar einen Segeltag, aber so ein kultureller Ausflug zu Törnmitte ist ganz interessant und abwechslungsreich. So starteten wir, nach einem fürstlichen Frühstück an Bord, am Montagmorgen gegen 9:30 Uhr von Boynuz Bükü (auf Deutsch, Hörnerbucht) zu unserem Trip, Richtung Nordwest nach Ekincik. Zunächst durch die Passage zwischen Domuz Adasi und Tersane (auf Deutsch, die Werft), vorbei am Kap Kurtoglu und dann immer Richtung Nordwest. Bei gutem Segelwind dauert die Reise 6 bis 7 Stunden und das Ziel ist an einem Tag entspannt zu erreichen. Schon die ganze Woche vorher war es Wolkenlos. Das Barometer stand bei 1022 hPa wie angenagelt. Vormittags gab es den typischen Landwind, dann nach einer kurzen, circa einstündigen Pause, wenn sich die umliegenden Hügel und Berge ausreichend aufgeheizt hatten, folgten thermische Seewinde. Ideale Verhältnisse mit moderaten Wellen. Ein Traum für jeden Segler.
Gegen 16:30 Uhr kommen wir an unserem Ziel Köycegiz Limani (36°48`N 028°32`E) an. Die Handbücher weisen eine Vielzahl von Ankerplätzen zum Baden, aber auch zur Übernachtung aus. Wir haben zwei davon in die engere Wahl genommen. Entweder auf 2 bis 5 Meter Wassertiefe am Strand von Ekincik ankern, oder die My Marina ansteuern. Da wir morgen keine Bootswache zurück lassen wollen, entscheiden wir uns für die Marina. Etwas stutzig macht uns die Aussage aus einem Hafenhandbuch, dass das Restaurant sehr teuer wäre. Was sich im Nachhinein bestätigt, Service und Angebot aber den Preis auch Wert sind.
Die Marina bietet Wasser und Strom an. Abends werden 75 Lira Liegegeld erhoben. Was einen aber letztendlich von der moralischen Verpflichtung, im Lokal zu speisen, entbindet. Es gibt einen kleinen Laden für Lebensmittel, morgens frisches Brot. Toiletten und Duschen sind überdurchschnittlich eingerichtet. Mülltrennung und Abfallentsorgung selbstverständlich.
Eine Kooperative der Fischer organisiert die Bootsausflüge. Und so buchen wir abends schon die morgige Tagesreise. Sie kostet 150,-Euro pro Yachtcrew und wird im Nachhinein bezahlt.
Wir gönnen uns am Abend einen Restaurantbesuch. Der Tisch ist reserviert. Das Verhältnis Kellner zu Gästen hält sich annähernd die Waage.
Nach einem kleinen Begrüßungssnack aus der Küche, wird uns das Tagesmenü vorgestellt. Wir können zwischen vier Vorspeisen, vier Hauptspeisen und vier Desserts wählen. A la Card ist nicht vorgesehen. Das Menü kostet 28,- Euro pro Person. Warum wir letztendlich annähernd das Doppelte hinlegen mussten, ist wahrscheinlich unserem Durst geschuldet.
Pünktlich um 10:00 Uhr morgens werden wir von unserem Guide am Steg erwartet. Er spricht perfekt Englisch und mindestens 10mal so gut Deutsch, wie wir Türkisch. Die Bootstour führt uns zunächst um ein Kap und an einer großen Sandbank vorbei. Mit viel Glück sind dort Wasserschildkröten zu beobachten. Wie gesagt, mit viel Glück. Dann beginnt eine Schilflandschaft wie ich sie bisher sehr selten gesehen habe. Unser Bootsmann steuert sicher durch das Labyrinth aus dem wir wahrscheinlich nur mit Mühe alleine wieder herausgefunden hätten.
Nach einer guten Stunde sind wir durch den Schilfgürtel, vorbei an einer Fischschleuse und erreichen unseren ersten Anleger. Ein dreißigminütiger Fußmarsch bringt uns nach Kaunos, einer Antiken Römischen Hafenstadt aus dem 10 Jahrhundert vor Christi Geburt. Die zunehmende Versandung hat der Stadt irgendwann den Seeweg versperrt. Und eine mysteriöse Erkrankung hat die Haut der Bewohner gelblich gefärbt. Durch die häufigen Todesfälle haben die Einwohner irgendwann die Stadt aufgeben müssen. Heute weiß man, dass es sich um Malaria aus den Sümpfen handelte. Die Ruinen sind noch nicht ganz frei gelegt, lassen aber die enormen Ausmaße erahnen.
Weiter geht es dem Fluss Dalian stromaufwärts zu den Lykischen Felsengräbern. Es handelt sich um in den Fels gehauene Grabstätten. Unser Guide berichtet, dass es zwei grundsätzlich unterschiedliche Bauarten aus zwei Epochen gibt. Man erkennt sie an der unterschiedlichen Säulenstruktur. Leider kann man die Gräber nur aus der Ferne besichtigen. Vielleicht ist es aber auch gut so. Und so suchen wir uns einen netten Terassen-Platz mit Blick zu den Felsengräbern aus. Die Lokale sind vollkommen auf Tourismus ausgelegt, wie soll es auch anders sein. Aber Niemand nimmt uns übel, dass wir uns auf kühle Getränke, Salat und Vorspeisen beschränken.
Gestärkt geht es weiter zur dritten Station. Einem Schwefel-Thermalbad. Was soll ich schreiben? In atemberaubender Landschaft liegt ein heiß brodelndes, trübes und penetrant nach faulen Eiern stinkendes Bad. Wer´s mag kann reinsteigen. Es soll gesund sein. Christian, unser Mitsegler hat es ausprobiert. Der Rest der Crew hat darauf verzichtet und sich an den Chai (Deutsch Tee) an der Bar gehalten. Chai ist übrigens allgegenwärtig. Die Türken trinken sehr viel Tee.
Anschließend geht es zurück. Und gegen 16:00 Uhr sind wir wieder in der Marina. Um die Bordkasse nicht ungebühr zu strapazieren, wird an Bord gekocht. Kapitäns-Dinner. Spaghetti mit zweierlei Saucen, viel Salat, Efes, Angora und Raki. Meine Crewmitglieder stimmen mir zu. Ein Ausflug der sich echt lohnt.
Wenn Ihr neugierig geworden seid. Meine MERLIN (Bavaria 33) hat in diesem Jahr noch eine Charterwoche vom 11.11. bis 18.11. frei und steht Euch ab 19.05.2018 wieder für solche Ausflüge und andere Erlebnisse zur Verfügung. Natürlich auch die restliche Flotte von Sail with Friends.
Liebe Grüße und kommt gut über den Winter
Skipper Tom
PS
Danke an Christian für die schönen Bilder
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