Nein, diesmal wird es kein Reisebericht über eine aufregende Segeltour. Diesmal ist Arbeiten angesagt. Ob es darüber berichtenswertes und obendrein auch noch lesenswertes gibt, liegt in der Entscheidung des Betrachters.

Schon weit vor der Abreise checke ich täglich die Wetterberichte. Sie verheißen nichts Gutes. Ich war vor Jahren schon mal an einem Januar in der Türkei. Sogar viel weiter nördlich. Damals konnte man tagsüber mit T-Shirt und kurzer Hose rumlaufen. Jetzt erwarten mich laut Wettervorhersage Höchsttemperaturen um die acht Grad mit viel Regen. Entsprechend demotiviert trudle ich am Donnerstagvormittag am Flughafen Nürnberg ein. Begleitet von meiner kleinen Familie, bestehen aus Frau und Hund. Die Begleitung ist wichtig für mich. Da mir Abschiede immer schwerer fallen, werde ich von den Beiden doch immer wieder motiviert.

Goya checkt die Abflugzeiten

Der Trip geht, wie so häufig, über einen Zwischenstopp am Drehkreuz Istanbul. Kurz vorm Abflug spreche ich mich telefonisch noch mit Serkan ab. Wir kommen zu dem Schluss, dass beim morgen zu erwartenden Dauerregen so gut wie keine Wartungsarbeiten möglich sind und verabreden uns deshalb erst für Samstag.

Weil wir schon gerade über Serkan reden. Er ist seit dem Frühjahr mein Schiffs-Partner geworden. Er kennt MERLIN noch aus der Zeit, als sie als Charteryacht ihr Geld verdienen musste. Kennt die Yacht besser als ich und mittlerweile wahrscheinlich sogar besser als die Herstellerfirma. Und er ist genauso verknallt in das Schiff, wie ich selbst. Serkan hat sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht und in der Türkei eine Firma für Yachttechnik gegründet. Er kann sich durch seinen Fleiß und Sachverstand derzeit vor Aufträgen nicht retten. Und ich könnte mir menschlich und aufgrund seines Erfahrungsschatzes keinen besseren Partner wünschen. In absehbarer Zeit wird er MERLIN komplett übernehmen.

Aber jetzt zurück zum eigentlichen Vorhaben.

Freitag, der 08. Dezember 2023

Bei der Landung in Istanbul liegen die Wolken auf. Die offensichtlich vom Autopiloten durchgeführte Landung fällt entsprechend hart aus. Ich kenne das Verfahren. Bei diesen Bedingungen, Starkregen, Wolken bis zum Boden und der extrem nassen Landebahn, ein übliches Verfahren um den Flieger schnell am Boden und möglichst nicht zum schlingern zu bringen. Das gleiche Spiel dann in Dalaman. Allerdings ist es da auch noch stockdunkel geworden. Mein Fahrer, den ich spontan in Nürnberg geordert habe, steht schon bereit. Im nagelneuen 9sitzer-Bus geht es Richtung Kas. Wie ein VIP komme ich mir als einziger Passagier in den riesen Gefährt vor. VIP auch deshalb, weil draußen ständig Blitzlicht die Szene erhellt. Oder sind´s Gewitter? Kurz nach Mitternacht erreiche ich mein Ziel. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen und ich komme einigermaßen trocken zum Boot. Die Passarella auslegen, Landstrom anschließen, Koje für die Nacht vorbereiten. So aufgewühlt brauch ich aber dann doch erstmal ein Bierchen. Zu essen gibt es leider nur noch ein paar Press-Chips aus der Dose. Gegen 2 Uhr falle ich  endlich in die Koje.

Die Nacht war kühl und durchwachsen, von hell aufleuchtenden Blitzen und Regengeprassel durchzogen. Sinnlos bei dem Sauwetter früh aufzustehen. Ich bleibe erstmal bis Mittag liegen. Dann quält mich der Hunger und ich wate, nach einer Katzenwäsche, in die Stadt. Die Preise fürs Essen haben sich fast verdreifacht. Sind aber für deutsche Verhältnisse und wohl auch durch die hohe Inflation für uns durchaus noch günstig. Nachmittag blickt dann doch die Sonne mal raus. Und man kann seinen Cappuccino im Freien genießen. Wenn auch mit Pulli.

Am Abend bin ich bei Burkhard und Monika zum Essen eingeladen. Es gibt Krautwickel mit Kartoffelbrei. Ich fühle mich, in mehrfacher Hinsicht, fast wie daheim. Nach dem Essen kommt ein regelrechter Sturm auf. Der Wind schiebt die massiven Gartenmöbel auf der Terrasse durch die Gegend. Gefolgt von Blitzen und wolkenbruchartigen Regenfällen. Ich will schnellstmöglich zurück an Bord. Wie ein begossener Pudel sitze ich unter Deck und wechsle erstmal sämtliche Kleidung. Zum Glück liegen von früheren Törns noch T-Shirts und eine Jogginghose rum. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass laut Wetterbericht morgen die Sonne scheinen soll.

Samstag, der 09. Dezember 2023

Die Sonne scheint. Und sofort bessert sich meine Stimmung. Kurz nach 10:00 Uhr kommt Serkan und hat, neben Werkzeug und Ersatzteilen, zwei seiner Mitarbeiter dabei. Es geht sofort zur Sache. Segel waschen, trocknen und unter Deck stauen. Bimini und Sprayhood abbauen. Alle Edelstahlteile an Deck polieren. Sowie das gesamte GfK-Deck. Außenbordmotor und Ankerwinsch für Wartungsarbeiten demontieren. Toilettenspülung reparieren. Geschwindigkeitssensor (von mir fälschlicher Weise Speed Log genannt) demontieren und säubern. Sicherungsleinen ausbringen usw. usw.

Die Arbeiten dauern den ganzen Tag an. Die Jungs werkeln wie die Verrückten. Ich versuche so gut wie möglich mit anzupacken, aber es fehlt mir leider an der nötigen Professionalität. Als Ausgleich kümmere ich mich um die Getränkeversorgung.

Am Abend sitze ich ziemlich geschafft unter Deck. Genieße die letzten Stunden an Bord. Zum Glück sind beim letzten Törn noch einige Dosen Bier übrig geblieben. Ein Prost auf die Herbst-Crew! Morgen um 6:00 Uhr ist wecken. Warm duschen, das Boot winterfest machen, dann geht es wieder zurück. Auf der Fahrt nach Antalya genieße ich jeden Sonnenstrahl und die ganz passablen 16 Grad Temperatur. Ade MERLIN, hoffentlich bis bald.   

Kein Triebwerksbrannt.
Da geht gerade die Sonne zwischen zwei unterschiedlich hohen Wolkenschichten unter.

       

Ein Kommentar

  1. Wie kann denn Bier übrig bleiben?? War da wohl jemand seekrank?

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