Die zweite Woche Herbsttörn beginnt mit dem Abschied meiner ersten Crew. Noch ein wenig wehmütig winke ich den dreien nach, als sie vom Zoll gefilzt werden. Eine knappe halbe Stunde später stehen mir drei mit Seesäcken bepackte urlaubshungrige Fluglehrerkollegen gegenüber. Sie haben mir zwei Dosen Weißbier mitgebracht, die an Bord der Merlin leider nur eine Stunde überleben.
Sonntag 27. September. Vitsi´s Schummermusik weckt uns. Es gibt Kaffe mit Milchschaum und dazu Rührei mit Speck. „Nächste Woche wird es Dir nicht mehr so gut gehen“ meinten die beiden Mädels meiner Vorgängercrew mitleidsvoll. Das kann ich nicht so recht verstehen da Mathias kochtechnisch für paradiesische Verhältnisse sorgt.
Trotz Sturm und Gewitterwarnung legen wir um 12:30 Uhr von Steg C ab und tuckern Richtung Süden. Das Tageszeil ist Spartachorion. Eine Bucht auf der Insel Meganision. Der geschäftstüchtige Tavernenbesitzer hilft uns beim Anlagen an seinen Steg Porto Spilia. Es gibt Mooringleinen, Süßwasser und gelegentlich Strom sofern die Tavernenküche nicht alle Amper schluckt. Vom Nachbarschiff klingt es recht fränkisch herüber. Eine Delegation des heimischen Yachtclubs hat sich offensichtlich vom Nürnberger Duzenteich nach Griechenland verlagert.
Die Nacht war absolut ruhig. Vom angekündigten Sturm keine Spur. Wir tuckern zwischen Meganision und Lefkas durch und segeln den ganzen Tag im Steno Kefallinos auf und ab. Am Abend ankern wir in der östlich gelegenen Bucht von Vasiliki. Wie bereits in der ersten Woche nehmen Wind und Schwell immer mehr zu. Auch diesmal entscheiden wir uns zur Weiterfahrt. Allerdings werden wir Vlikon erst in der Dunkelheit erreichen. Der Sonnenuntergang ist grandios. Mit Radarhilfe und starkem Scheinwerfer erreichen wir gegen 21:00 Uhr das Ankerfeld. Mathias wirft sofort den Herd an und es gibt Pizza mit „scharfem Pulver“. Wir schlemmen bis nichts mehr rein passt beziehungsweise das Brennen im Mund unerträglich wird. Das hartnäckige Nachfragen was Hefe auf Griechisch heißt hat sich jedenfalls gelohnt. Tage später stellen wir fest, dass das Wort Hefe eigentlich auf jeder griechischen Bierdose steht.
Der Dienstag begrüßt uns mit einem stahlblauen Himmel. Wir entscheiden uns in den Ambrakischen Golf zu fahren. In Lefkas legen wir eine kurze Pause zum Wasserbunkern und auf ein Käffchen ein. Die Drehbrücke öffnet sich für uns um 14:00 Uhr. Dann geht’s zunächst Richtung 340 Grad aufs offene Meer hinaus. Um 16:30 Uhr kehren wir zum Tonnenstrich von Preveza zurück und tuckern in den Ambrakischen Golf ein. Dort üben zwei Löschflugzeuge ihre Treffsicherheit beim „Wasserlassen“ was uns Piloten natürlich begeistert. Gegen 19:00 Uhr ankern wir in der Bucht von Nea Kamarina. Über dem Gebirge tobt sich ein Gewitter aus das den Nachthimmel beunruhigend erhellt.
Das Gewitter hat uns in dieser Nacht nicht mehr erreicht, trotzdem war an Schlaf nicht zu denken. Obwohl sie nur ihren Job taten, hätte ich die drei Köter die bis zum Morgengrauen gebellt haben, am liebsten umgebracht. Dafür gehen wir den Mittwochmorgen recht gemächlich an. Selbst der Übergang zwischen Frühstück und Mittagessen ist fließend. Anschließend lassen wir uns mit der leichten Briese von der Fock aus der Bucht ziehen. Der Wind nimmt deutlich zu und wir kreuzen den ganzen Tag wie die Wilden im Ambrakischen Golf umher. Abends geht´s zum Fischessen in den Hafen von Preveza. Dort treffen wir ein nettes und interessantes Pärchen das mit ihrer Bavaria 38 schon den ganzen Sommer unterwegs ist.
Für die nächsten Tage ist starker Südwind angekündigt. Wir entscheiden deshalb nicht wie ursprünglich geplant nach Paxos weiter zu fahren, da wir nur mühsam zurück kämen, sondern umrunden Lefkas an der Westseite. Nach dem obligatorischen Badestopp sitzen wir dann am Abend im Hafen vor Itaka in meiner Stammkneipe bei Fischsuppe und Stifado.
Es ist Freitag. Unser letzter Segeltag. Um 7:30 Uhr ziehen bereits Gewitterwolken heran. Wir brechen zeitig auf, um frühzeitig und unbeschadet in der Heimatmarina anzukommen. Aus allen Häfen und Buchten rücken Segler aus. Teils unter Motor, teils mit stark gerefftem Tuch. Es ist kalt und regnet zeitweise aber das befürchtete Unwetter bleibt aus. Vorerst jedenfalls noch. Trotzdem bin ich ziemlich angespannt und letztendlich dann auch froh, noch rechtzeitig vorm Sauwetter den Liegeplatz erreicht zu haben.
Die zweite Segelwoche geht zu ende. Beim Abflug treffen wir das nette Paar aus Preveza und die Leute von Nürnberger Yachtclub wieder. Sogar die beiden Löschflugzeuge sehen wir beim Start noch einmal.
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