Samstag, der 1. April 2017 Wie doch die Zeit vergeht.

Offenbar macht sich der Klimawandel auch in der Türkei bemerkbar. Beim Umsteigen in Istanbul war es bei stahlblauem Himmel außergewöhnlich kalt. Später in Dalaman kam dann auch noch heftiger Gewitterregen hinzu. Zu meinem Erstaunen wurde das alte Flughafengebäude, das im November noch voll funktionsfähig da stand, dem Erdboden gleich gemacht. Im Jahr 1994 startete von hier aus mein erster Segeltörn in Marmaris. Wie doch die Zeit vergeht. Die Fahrt nach Göcek dauert nur eine halbe Stunde und ist mit 35 €  für vier Personen relativ günstig. Nach den Reisestrapazen machen wir uns in Özcan´s Restaurant einen schönen Abend. http://www.ozcanrestaurantgocek.com

 

Sonntag, der 2. April 2017 MERLIN wird aufmunitioniert.

Zum Glück habe ich seit der Zeit in Kusadasi einen Heizlüfter an Bord, sonst wäre gestern der „Absacker“ unter Deck ziemlich „eisig“ ausgefallen. Es gibt viel mit Volkan, dem Stützpunktleiter, zu besprechen. Die aus Deutschland mitgebrachte Ankerrolle wird montiert. Solarzellen werden bestellt und sollen baldmöglichst angebaut werden, damit die ersten Chartergäste der Saison bereits davon profitieren können. Proviant wird eingekauft, mit den Bootsnachbarn Karin und Hartwig geplauscht und MERLIN startklar gemacht. Judith bringt uns noch zusätzliche Decken zum kuscheln. Abends geht´s ins Can Restaurant.  http://gocekcanrestaurant.com/services.html Selten ein so gutes Steak gegessen. Ach ja, ich sollte vielleicht noch die Crew vorstellen: Links meine Frau Ingrid, daneben Waltraud und gegenüber ihr Gatte Manfred. Beide aus Thüringen und seit Jahren gern gesehene Gäste an Bord. Sieht auf dem Bild alles etwas verkrampft aus. Wir unterhalten uns aber prächtig, müssen allerdings feststellen, dass sich die Themen im Laufe der Zeit verändert haben. Früher ging es um Abenteuer und Reisen, jetzt um Altersteilzeit, Rentenanspruch, Krankheiten und Todesfälle. Aber wir lassen uns den Humor trotzdem nicht nehmen. Im Gegenteil.

 

Montag, der 3. April 2017 Ein Foto vor der entfalteten Truppenfahne.

08:00 Uhr. Schnell noch mal unter die Dusche, dann geht´s los. Es herrscht stahlblauer Himmel bei angenehmen 21°C. Luftdruck 1020hPa. Log 16.073NM, Motor 165,0 Std.

Ingrid legt um 9:45 Uhr vom Steg C9 ab. Ziel ist die Bucht Yesilköy kurz vor Kalkan. Der Wind verhält sich ziemlich ruhig, so fahren wir ein großes Stück der Strecke unter Motor. Vorbei an Ölüdeniz, wobei auffällt, daß kein einziger Gleitschirmflieger vorm Babadag kreist. Weiter geht es entlang der sieben Kaps.  Ich zähle allerdings nur sechs. Entlang dem nun folgenden, endlos erscheinenden, Sandstrand können wir erstmals die Segel lüften. Halber Wind bringt uns mit 5 kt gut voran, so dass wir um 18:45 Uhr in der Bucht den Anker fallen lassen. Besser gesagt, die Anker. Da ich bei den herrschenden Fallböen keine nächtlichen Überraschungen erleben will. Abendessen an Bord. Beim „Absacker“ erzählt Manfred einen Schwank aus seiner Militärzeit in der DDR. Für besondere Leistungen beim Übungsschießen hätte er beinahe drei Tage Sonderurlaub erhalten. Der Truppenchef hatte aber Höheres mit ihm vor und aus dem Sonderurlaub wurde ein Portraitfoto vor der entfalteten Truppenfahne. Ich denke, das stinkt ihm heute noch. Ich bin immer wieder erstaunt über die Storys aus DDR-Zeiten. So vieles ist total anders gelaufen, als bei uns Wessis.

Dienstag, der 4. April 2017  Bestes Koch von Mittelmeer

08:00 Uhr 1022 hPa, Cirrus Bewölkung. Die Fallböen haben gegen 04:00 Uhr aufgegeben. Frühstück an Bord. Danach eine Rund Schwimmen. Ich hab´s ungefähr 20 Sekunden im Wasser ausgehalten. Manfred deutlich länger. Das (noch) warme Wasser der Heckdusche war ein Traum.

Um 09:15 Uhr Anker auf und Kurs Richtung Kekova Körfezi. Vorbei an Kas, den Wind genau gegenan, biegen wir in den Hisar Limani. Die historische lykische Siedlung im Scheitel der Bucht bleibt uns leider verborgen, da Wind und Welle keinen Landgang mit dem Dinghi zulassen. Wir fahren weiter durch die Enge zwischen Festland und der Insel Akar Bogaz und biegen gegen 15:00 Uhr nach Kekova ein bis Ücagiz Um 16:45 Uhr ankern wir auf 4,4 Meter mit 50 Meter Kette im Westteil der inneren Bucht vor Ücagiz. Neben uns eine einzige Yacht. Sie macht aber den Eindruck als ankert sie schon seit vergangenen Herbst hier. Hassan, bestes Koch von Mittelmeer, begrüßt uns am Steg und hilft uns trocken aus dem Dinghi zu kommen. Wir sind wohl die ersten Gäste der Saison. Trotzdem zaubern seine Frau und er uns ein Mehrgänges-Menü vom Feinsten. Es wird ein langer Abend mit interessanten Gesprächen und dem einen oder anderen Raki.

Mittwoch, der 5. April 2017 Die Flüchtlingswelle reißt nicht ab.

08:00 Uhr 1018 hPa, 6/8 Bewölkung.  Wir haben es heute nicht eilig. Unser Ziel sind immer noch die alten Ruinen der Lykischen Stadt. Diesmal wollen wir es von der anderen Seite aus versuchen und fahren nach Palamut Bükü, auch Aperlia genannt. Wind und See sind ruhig. Trotzdem bleibe ich lieber an Bord und überlasse den Landgang der Crew. Kurze Zeit später bläst und schwellt es wie verrückt. So bin ich froh an Bord geblieben zu sein. Trotz geschützter Bucht wird die Welle höher, so dass die Landmannschaft keine Chance mehr sieht, heil mit dem Dinghi an Bord zurück zu gelangen. Ein Fischer organisiert den Transfer.  Das Foto wird in Facebook als „die Flüchtlingswelle reißt nicht ab, nur die Hautfarbe wird immer heller“ betitelt. Humorvolle Antworten aus der halben Welt kommen zurück. Wir bleiben in der Bucht und legen einen Ruhetag ein. Abends das obligatorische Kapitänsdinner und Restalkohol bis der Kühlschrank leer ist.

Mit dem Dinghi an Land

 

Mit dem Fischerbot zurück

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, der 6. April 2017 Zeitlos reisen.

Wir machen um 08:45 Uhr zeitig los. Frühstück war unter der Fahrt geplant. Kaum sind wir aus dem geschützten Bereich raus, gibt es langgezogene Wellen die uns kräftig rollen lassen. Sie stammen wohl noch von der Nacht, da kein Lüftchen dazu bläst. Es geht Richtung Kas-Marina 1013 hPa 1/8 Cu-Wolken 14 Grad. Gegen Mittag kommen wir in der Marina an, werden per Funk freundlich begrüßt und zwei Mitarbeiter weisen uns den Weg zum Steg E Platz 35 wo sie uns beim Anlegen helfen. Platz ist genug. Circa 40% der Stege stehen leer. Ich will mich nicht in die politischen Angelegenheiten eines Gastlandes einmischen, aber wie hier an den Küsten die Touristen durch die politische Lage vergrämt wurden, das ist schon erstaunlich. Das aufstrebende Land ist derzeit im begriff den Rückweg ins Mittelalter anzutreten. Es ist einfach traurig das mit anzusehen. Hoffentlich nimmt die Schreckensherrschaft, die doch knapp über die Hälfte der Türken für Gut heißen, bald ein gutes Ende. Die Leute die wir getroffen und gesprochen haben sind  nach wie vor wahnsinnig gastfreundlich aber viele sind sehr unzufrieden mit der aktuellen Situation.

Ümit der Marina-Chef begrüßt uns persönlich per Handschlag, wie alte Bekannte. Wir fühlen uns sofort wieder heimisch. Die Liegegebühr von 35,- € pro Tag sind den Aufenthalt Wert. Jetzt erst mal eine Stunde duschen und dann zum Supermarkt und anschließend in die Altstadt.

In Deniz Restaurant haben die Besitzer gewechselt. Offensichtlich ist die nächste Generation am Ruder. Das Essen in dem klassischen Einheimischen-Lokal schmeckt aber immer noch spitze. Und der Preis ist unschlagbar günstig.

Beim Absacker an Bord herrscht heftige Diskussion, ob morgen Donnerstag oder schon Freitag ist. So ist´s Recht. Zeitlos Urlaub machen.

 

 

Freitag, der 7. April 2017 Ein ziemlich langer Schlag

07:00 Uhr 1014 hPa, Wolkenlos und kalt. Schon wieder müssen wir zeitig los. Ingrid legt um 07:45 Uhr ab. Wir wollen bis zurück in den Golf von Fethye. Welle und Wind stehen voll gegenan und bremsen uns ungemein. Es wird ein harter Ritt. Wir kreuzen am Wind, sehen aber unser Ziel in Frage gestellt. Um 14.00 Uhr querab der sieben Kaps, holen wir die Segel ein und fahren einen direkten Kurs. Wenn wir Glück haben und Wind und Wellen nachlassen, erreichen wir Tersane noch bei Tageslicht. Wir sehen die ersten zwei Segler in dieser Woche.

Gegen 18:45 Uhr erreichen wir die geschützte Bucht der Insel Tersane. Bis auf einen Fischer, ein paar bellender Hunde und blökender Schafe sind wir wieder mal die einzigen. Resteessen an Bord. Alle sind ziemlich erschöpft. Es waren auch 57 NM. Und so ist gegen 22:30 Uhr bereits Nachtruhe angesagt.

 

Samstag, der 8. April 2017 Buchtenrunde

Regen weckt uns um 08:00 Uhr. Ganz entgegen der Wettervorhersage ist es total bewölkt. Das Fotoshooting in der Marina wurde wetterbedingt kurzfristig abgesagt. Wir können uns wieder abschminken, haben aber dafür einen Segeltag dazu gewonnen. Als der Regen nachlässt motoren wir im Uhrzeigersinn alle Buchten ab, um Eindrücke für den nächsten Törn zu sammeln. Von Tersane beginnend über Domuz Adasi nach Karpi. Weiter nach Yavanzu das von weitem schon durch eine steinerne Möve an Land erkennbar ist. Über Manastir und Sarsala geht es weiter zur Quellenbucht. Von dort geht es zurück zur D-Marin Göcek. Als sich gegen Mittag die Wolken verzogen haben kam Wind auf. Kurzentschlossen haben wir unsere Pläne geändert und sind zurück gekreuzt bis zur Sarsala-Bucht. Gegen 15:00 Uhr haben wir am neuen Steg des Restaurants festgemacht. So wurde es noch mal ein Abend in einer schönen Bucht bei gutem Essen und toller Aussicht. An die Fallböen waren wir ja schon gewöhnt.

Sonntag, der 9. April 2017 Rücksturz zur Basis.

Um 07:30 wecken um 08:00 Uhr Leinen los. Die Fallböen haben nachts nicht nachgelassen. So bringt uns der achterliche Wind mit bis zu 24 kt flott zur Basis zurück.  Gegen 10.00 Uhr erreichen wir die Tankstelle. Fäkalien raus, 60 Liter Diesel rein. Gegen 11:00 Uhr sind wir zurück am Steg. Eine schöne, aber, im wahrsten Sinne des Wortes, Coole Woche geht zu ende.

Serkan meinte, als wir wieder mal von Kas schwärmten, in Göcek ist es doch auch recht schön. Recht hat er! Und wir gewöhnen uns auch langsam an unsere neue Heimat und an die vielen netten Freunde.

 

2 Kommentare

  1. Wieder mal ein toller Bericht von Euch, als wäre man dabei gewesen

  2. Ach, da werden Erinnerungen wach! Hoffentlich klappt es in diesem Jahr wieder mit einem Musiker-Herbsttörn!

  3. Pingback: Frühjahrs Törn 2017 Ankunft in Göcek | Sail with friends

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